Freitag, 19. Juni 2009

Mitmenschlichkeit

... die letzten Tage waren doch recht anstrengend. Es gab wieder das Phänomen, dass zwischen viele oberflächlich-wichtige Termine (Hurra wir promovieren - vielleicht) auch viel zwischenmenschlich-ehrlicher Austausch viel.

Es ist immer wieder sehr auszehrend und dennoch erfüllend Freunden oder bisher unbekannten Menschen bei der Suche nach Erklärungen für ihr Leben, ihre Probleme, ihren Sorgen und Wünschen zu helfen. In einem ersten Fall ging es um einen Geschwisterkonflikt und die Vermischung dessen was ich in mein Gegenüber projiziere und was mein Gegenüber wirklich ist und fühlt. Auf der anderen Seite was ich wirklich bin / wie ich mich verhalte und wie ich mich selbst sehen will bzw. entwerfe. Oft können viele Leute diese gedankliche Trennung gerade dann nicht aufbringen wenn es sich um nahe Freunde, Familienangehörige oder den eigenen Partner dreht.

Wie der Zufall es will mutiert mein neuer 2-Sitzer zu ner fahrenden Lebensberatung. Die Mitfahrgelegenheit spülte mir als zweiten Fall einen Handlungsreisenden älteren Semesters heran und ich kann sagen in 2 Stunden einen neuen Freund gefunden zu haben. So richtig und weise er viele Pathologien unsere Gesellschaft beobachtet hat und beschreiben konnte, so wenig hat er feste Anker in seinem Leben aufbauen können. Er reist um sich seinen zwischenmenschlichen Problemen und den sich anbahnenden Bindungen zu entziehen, ist sich dessen bewusst und empfindet selbst den Wechsel und die Neuorientierung bereits als nichtmehr erfüllend. Kurzum, ich denke der Mann hat in 2 Stunden Autofahrt neue Motivation schöpfen können und seine identitätsstiftenden Steckenpferde wiederentdeckt. Ich bin gespannt und denke, dass ich mit 5 Euro auf 100 km einen guten Sitzungspreis habe und mich auf der anderen Seite schämen müsste, dass ich für das finden eines interessanten Menschen überhaupt totes Geld genommen habe.


Ich habe versucht bis jetzt nicht über die iranischen Proteste zu schreiben, da man sich wegen der vielen bunten politischen und religiösen Lager nicht sicher sein kann ob man Position für die "gute Seite" ergreift. Ich finde es dennoch sehr stark, was die vielen jungen Leute und die weltweite Verfügbarkeit von Medien leisten können. Wer hätte gedacht, dass Handy-Kameras und youtube so starke Vehikel für politische Basisströmungen sein können. Anders als in China scheinen die Mullahs -Allah sei dank- noch Probleme mit der nachhaltigen Zensur zu haben. Doch gerade in den Videos erahnt und fühlt man die zwei Gesichter einer Revolution. Nackte-willkürliche Gewalt (Position 0:36) und spontan ehrliche Mitmenschlichkeit (Position 3:09). Seht selbst:





Le mouvement fait partie de notre nature. La tranquillité absolue est la mort!

Suche

 

Status

Online seit 6749 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Apr, 22:14

Web Counter-Modul


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren